„Theater ist aus Schnee gemacht. Er schmilzt, wenn die Sonne aufgeht, und hinterlässt keine Spuren. Und doch tränkt er den Boden, auf dem Neues wächst.“

(K.S. Stanislavskij)

Seit dem Schuljahr 2015/2016 findet an der Leonhard-Wagner-Mittelschule Theaterunterricht statt. Ziel ist es, die soziale und personale Kompetenz der Schülerinnen spielerisch zu fördern. Theaterspielen eröffnet den Schülerinnen die Möglichkeit, sich mit ihrem Leben, ihren Wünschen und Interessen auseinanderzusetzen. Theaterspielen meint nicht das strenge Einüben von fertigen Textvorlagen, sondern die Auseinandersetzung mit den Ideen und den eigenen Vorstellungen. Ein Theaterprojekt bedeutet, das richtige Stück auszuwählen oder selbst zu entwickeln, die vielen Talente zusammenzuführen, einen passenden Spielort zu wählen und mit viel Genuss vor dem richtigen Publikum aufzutreten. Theaterspielen ist das Gespräch, der Austausch, die eigene Reflektion, das Staunen über die eigenen Fähigkeiten, die Freude am Darstellen, der Spielspaß, der alles vergessen lässt, sowie die positive Entwicklung des Einzelnen. Das Überwinden von Ängsten und letztendlich das Erfolgserlebnis.

Zu Beginn des Schulmodellversuchs fand Theater- und Filmunterricht ausschließlich in den gebundenen Ganztagesklassen statt. Aufgrund der Erfolge die erzielt wurden und der Begeisterung mit der die Schülerinnen an diesem Fach teilnahmen, wurde der Theaterunterricht für alle Schülerinnen zugänglich gemacht.

So entstanden im Laufe der Jahre mehrere Theaterstücke, die zur Aufführung kamen. Beispielsweise entwickelte die Klasse 8cG im Schuljahr 2015/2016 unter der Leitung von Herrn Christian Samajdar unter anderem eine Neufassung des Märchens „Hänsel und Gretel“. Sie schrieben das Stück um und passten es so ihrer Lebenswelt an. Hänsel und Gretel wurden nicht ausgesetzt, sondern sind aufgrund familiärer Probleme von zu Hause abgehauen. Auf ihrer Flucht begegnet ihnen kurioses und verstörendes. Hänsel und Gretel sind hungrig und brauchen dringend eine Bleibe für die Nacht. Diese Gelegenheit nutzt die Hexe zu ihren Gunsten. Geschickt bringt sie die beiden dazu sie zu begleiten. Wie im Original führt die Hexe auch hier nichts Gutes im Schilde. Sie verfolgt den Plan Hänsel als Kindersoldat zu verkaufen und Gretel als Drogenkurier zu missbrauchen. Durch eine List können die beiden fliehen.

Auch setzten sich die Schülerinnen mit Vorurteilen gegenüber ihrer Schulart auseinander. So entstand im Schuljahr 2017/2018 das Theaterstück „Mittelschülerinnen sind dumm!“ unter der Leitung von Frau Verena Seizmeier. Ziel dieses Stückes war es Vorurteile, wie Mittelschülerinnen sind dumm, faul, aggressiv usw. abzubauen und diese ein wenig genauer und humoristisch zu durchleuchten. Besonders war, dass die Schülerinnen den Inhalt und die Darstellung selbst schrieben und inszenierten. So entwickelten sie eine ausgesprochen hohe intrinsische Motivation und Selbstidentifikation mit dem Stück.

Zu Beginn hatten die Schülerinnen große Angst sich zu blamieren. Sei es, dass sie den Text vergessen oder ihren Einsatz verpassen. Nach der Premiere war all dies vergessen, die Klassen waren stets sehr stolz und begeistert von ihrem eigenen Können. Genau dies ist es, was der Theaterunterricht verfolgt. Den Aufbau von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Der Theaterunterricht bietet den Schülerinnen die Möglichkeit sich selbst, ihre Stärken und Schwächen besser kennenzulernen.