Bericht aus der Schwabmünchner Zeitung von R. Radloff

So etwas hat es am Schwabmünchner Schulzentrum noch nicht gegeben: Jugendliche der Mittelschule reisen für zehn Tage nach Kenia in Afrika zu einer kulturellen Begegnung. Die Idee zu dieser anderen Klassenfahrt wurde bei einem Treffen mehrerer Organisationen durch Zufall und mehr im Spaß geboren. Der Kreisjugendring nahm das Heft in die Hand und parallel kümmerte sich Schulleiter Johannes Glaisner um alle schulischen Belange, die sich als sehr schwierig gestalteten. Im Endeffekt durfte die Reise laut Schulamt keine Schulveranstaltung sein, sondern musste als Reise des Kreisjugendrings deklariert werden.

In einem großen Auswahlverfahren wählte Johannes Glaisner 15 Schüler aus den achten und neunten Klassen aus. Was dann folgte, waren vier Vorbereitungstreffen, auch mit den Eltern, die Klärung nicht enden wollender Fragen und die Unterschriften unter vielen Einverständniserklärungen. „Es ist schon ein riesiger Vertrauensbeweis, dass die Eltern uns ihre Kinder auf dieser Reise anvertrauen“, sagt Glaisner, der zusammen mit Kollegen die Schülerinnen und Schüler auf die „fremde Kultur“ vorbereiteten. Themen wie Länderkunde und geschichtliches Grundwissen, politische und soziale Strukturen, Rassismus und persönliche Verhaltensweisen und mehr kamen zur Sprache. „Das war für so manchen doch teilweise sehr harter Tobak“, so der Schulleiter.

Um das Reiseprogramm kümmerte sich vorrangig der Kreisjugendring in Zusammenarbeit mit Pro Kapsogo, ein privat organisiertes Projekt, das seit Jahren eine der ärmsten Regionen Kenias unterstützt. Das Ergebnis: „Unzählige tolle Veranstaltung, die die Schülerinnen und Schüler nie wieder vergessen werden“, so Glaisner. Dazu gehören viele Termine in den kommenden Tagen: Ein Besuch der von Pro-Kapsogo gebauten Schule für rund 400 Kinder und einer Behindertenschule, Überschreitung des Äquators mit Aktionen, Safaris zu Wasser und zu Land, Wasserprojekte, eine Fahrt ins „Baringo County“ mit einem Ranger, Pfanzaktionen, Treffen mit dem kenianischen Bildungsminister und noch weitere Treffen stehen auf dem Programm. Denn Hauptgrund der Reise ist es, fremde Kulturen erleben, sich mit ihren Lebensformen, -gegebenheiten und -gewohnheiten auseinanderzusetzen und Verständnis für deren Probleme und Verhaltensweisen zu entwickeln. „Ich hoffe, dass wir alle ein neues Gespür für andere Kulturen entwickeln und mit einer veränderten Einstellung zu dem Land und seinen Menschen zurückkommen, natürlich im positiven Sinne“, sagt der Schulleiter. Wichtig für ihn ist unter anderem, Erklärungen für die Frage zu finden: Warum helfen wir, wenn wir gar nicht darum gebeten werden?

Weil Begegnungen im Mittelpunkt der Afrika-Tour stehen, treffen die Schwabmünchner dort mit möglichst vielen Menschen zusammen. „Wichtig ist uns, dass unsere Schülerinnen und Schüler diejenigen kenianischen Schüler kennenlernen, die dann im September oder Oktober zu uns kommen und privat in Familien untergebracht werden“, erklärt Glaisner, der sich aber auch um den ökologischen Fußabdruck der Reise Gedanken gemacht hat. „Wir leben in einer globalisierten Welt. Afrika ist meiner Meinung nach der Kontinent der Zukunft. Deshalb ist es wichtig, dass wir Verständnis durch Begegnung schaffen, Hemmnisse abbauen und Anerkennung aufbauen.“
Damit auf der Reise alles tadellos klappt, sind nicht nur zwei Lehrer der Mittelschule Schwabmünchen dabei, sondern auch drei Mitarbeiter vom Kreisjugendring, eine Oberärztin der Universitätsklinik Augsburg und einer der Hauptorganisatoren von ProKapsogo. Die meisten von ihnen haben große Afrika-Erfahrung. Ohne Sponsoren wäre die besondere Veranstaltung nicht möglich gewesen. Von privaten Spenden wurden nicht nur Fußballschuhe für afrikanische Mannschaften, sondern sogar eine Kuh dort gekauft, die feierlich an die Einwohner einer Einrichtung übergeben wird. Um Schwabmünchnern und anderen Interessierten Eindrücke der Reise vermitteln zu können, drehen die Schüler unter anderem einen Film. Freilich wird es an der Schule nach der Reise Veranstaltungen geben.